Dienstag, 3. Januar 2012

Längst aus geräumt

Der unablässige Dauerregen klatschte schon seit Stunden auf die Straßen. Wind zerzauste ihre Haare und die Blätter der Bäume, vom Asphalt drang der frische Duft von  Regen zu ihr auf.

Das Zimmer war leer, schon längst ausgeräumt, doch Sina saß abwesend auf der Fensterbank.
Während der Regen ihr dünnes blassgrünes Kleid durchnässte, lauschte sie mit geschlossenen Augen dem Spiel des Windes. Vielleicht dachte sie nach. Sie wusste es nicht.
Ihr Bett stand da, darauf wartend von dicken  verschwitzten Rippunterhemd tragenden Möbelpackern unsanft in einen der  Umzugswagen geworfen zu werden.
Sie war ausgezogen. Ausgezogen aus ihrem eigenem Körper.Dieser saß nur noch wie eine nutzlose Hülle hier herum, fröstelnd im Wind, regennass.
Und trotz des hellgrünen Sommerkleides fühlte sie sich schrecklich nackt. Schal und Hohl.
Wie ein Schneckenhaus ohne Bewohner.

vom 17.Mai 2011

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